Studie Manufakturen-Atlas 2025

Windfall

Im Rahmen der Studie „Manufakturen-Atlas 2025“ werden die aktuellen Begriffsbestimmungen in Bezug auf manufakturielle Produktion zusammengefasst. Ziel ist es, die Manufakturen und solchen Unternehmen, die als nicht-industrielle Wirtschaftsakteure gesehen werden können, zu beschreiben, zu quantifizieren und schließlich Vorhersagen zu treffen, wie die deutschen Manufakturen auf die Herausforderungen der Globalisierung und Digitalisierung reagieren können.

Deutschland geniesst weltweit einen guten Ruf als geschätzter Handelspartner. Deutsche Produkte stehen für Zuverlässigkeit, Qualität und Präzision, weshalb ihre Beliebtheit über nationale Grenzen hinausgeht. Gerade in Zeiten, in denen das Image der deutschen Automobil-Industrie jedoch beschädigt ist, verschiebt sich die Aufmerksamkeit auf die große Anzahl an deutschen Manufakturen, die einen beachtlichen Teil des deutschen Luxusmarktes bestimmen.

In Deutschland gibt es Automobil- und Uhrenmanufakturen, Schmuckhersteller und Hersteller für hochwertige Fitnessgeräte, aber auch zahlreiche Feinkostenmanufakturen. In den letzten Jahren stieg das Interessen an Manufakturen und deren Produkte wieder deutlich an, wodurch sich auch ihre Bedeutung im Wettbewerb der deutschen Produzenten steigerte.

Produktion bei COR Sitzmöbel

Gleichzeitig nehmen jedoch auch die Herausforderungen für Manufakturen zu. Manufakturen sind Vertreter einer besonderen Kultur, sie sind aber auch Unternehmen, die in einem harten Wettbewerb Profite zu erwirtschaften haben – die Romantik muss sich rechnen. So steht das Manufakturwesen vor der Problematik, dass es als Kleinserienhersteller den gleichen finanziellen Belastungen wie die großen Konzerne ausgesetzt ist, jedoch mit deutlich geringerem Budget auskommen muss. Zudem wächst der Wettbewerb durch die Globalisierung und Digitalisierung immer weiter an.

Logistik bei COR Sitzmöbel

Begriffliche Unschärfe: Manufaktur

Manufakturen gelten als Übergang zwischen dem (Kunst-) Handwerk und der Fabrik während des 18. Jahrhunderts. Heutzutage grenzen sie sich jedoch klar von diesen beiden Begriffen ab. Im Gegensatz zum Handwerksbetrieb steht bei Manufakturen insbesondere die Serienfertigung im Vordergrund. Im Vergleich zur Fabrik wird bei der Manufaktur die Handarbeit betont.

COR, Hauptgebäude Außenansicht

Jedoch stellen sich bei der Bestimmung des Begriffs der Manufakturen einige Fragen. Wie viel Prozent müssen bei der Produktion beispielsweise per Hand gefertigt sein? Reicht die handwerkliche Fertigung der wesentlichen Komponenten aus? Was unterscheidet Handwerksbetriebe von Manufakturen? Bereits anhand dieser Fragen kann man erkennen, dass es schwierig ist, eine Legaldefinition für den Begriff Manufaktur zu geben.

Ob es sich in einem bestimmten Fall um eine Manufaktur handelt, ist deshalb oft schwer zu begründen. Ein überwiegender Anteil von Handarbeit in der Produktion, eine Mindestgröße des Betriebs (10 Mitarbeiter), ein überregionaler Kundenmarkt, die Zugehörigkeit zum Premium-Segment, die äußere Wahrnehmung als Manufaktur, die Wertigkeit der verwendeten Materialen und die individuelle Produktion nach Kundenwunsch werden hier als Kriterien genannt.

Manufakturen bilden heutzutage vor allem die Grundlage für Luxusmarken. Bei den deutschen Marken steht dieser Luxus insbesondere für Authentizität, Nachhaltigkeit, Innovationskraft und Understatement. Hingegen sind beispielsweise französische Luxusmarken für Eleganz und Italienische für Exzentrik bekannt.

Handarbeit bei COR

Aktuelle Herausforderungen

In der heutigen Zeit sind deutsche Luxusmanufakturen einer Vielzahl von Herausforderungen ausgesetzt. Insbesondere hohe Kosten und der steigende Wettbewerb stehen dabei einem vergleichsweise niedrigem Budget und geringen Absatzmengen gegenüber.

Zu der hohen finanziellen Belastung der Manufakturen gehört unter anderem die jahrelange Ausbildung der Mitarbeiter, die nach der Ausbildungszeit oftmals noch viele Jahre Praxiserfahrung benötigen, bis sie die handwerklichen Arbeiten und Techniken perfekt beherrschen. Auch Investitionen für das aufwendige Handwerk, sowie immer größer werdende Internationalisierungs- und Marketingkosten kommen den Manufakturen teuer zu stehen.

COR, Hauptgebäude Außenansicht

Zudem besteht für Manufakturen ein stetig wachsender Wettbewerb. Dieser folgt vor allem aus der Demokratisierung des Luxus, der Senkung der Markteintrittsbarrieren, der Globalisierung und dem rasanten technischen Fortschritt mit der einhergehenden Qualitätssteigerung der industriellen Fertigung. Auch eine steigende Anzahl an immer besser werdenden Kopien und Fälschungen trägt ihren Teil zu dieser Entwicklung bei.

Aufgrund solcher Entwicklungen nimmt die Bedeutung der Kunden der Luxusmarken immer mehr zu. Man kann sogar behaupten, dass die Kunden mittlerweile genauso wichtig sind wie das Produkt selbst. Dies hat zur Folge, dass Manufakturen einem immer größer werdenden Innovationsdruck ausgesetzt sind, um die eigene Attraktivität zu sichern. Da sie jedoch mit Werten wie Zeitlosigkeit und Tradition in Verbindung gebracht werden, ist es für die Manufakturen sehr schwer als innovatives, modernes und originelles Unternehmen wahrgenommen zu werden.

Die Trendstudie wird am 12. Oktober 2019 veröffentlicht.