Neu im Direktorenhaus: Urban Tarrazzo

Urban Terrazzo, ein Projekt von They Feed Off Buildings

Ab September 2019 wird im Direktorenhaus eine neue Materialbibliothek eröffnen. Das Material-Archiv umfasst sowohl biobasierte Materialien als auch Recyclingmaterialien, Leichtbaumaterialien, biologisch abbaubare Materialien und Multifunktionsmaterialien. Es wird ergänzt um ein Farbarchiv.

Regelmäßig werden neue Materialien in abendlichen Präsentationen vorgestellt. Den Anfang macht Urban Tarrazo, ein Projekt der beiden Berlinerinnen Rasa Weber (29) und Luisa Rubisch (28). Die beiden sind das Kernteam des Design- und Architektur-Kollektivs „They feed off Buildings“, zu Deutsch etwa „Sie ernähren sich von Häusern“. Sie haben aus dem Bauschutt „Urban Terrazzo“ entwickelt. Das ist ein Material für Oberflächen wie Fußboden- oder Arbeitsplatten, gegossen aus Beton mit kleinen und großen Stücken Abriss darin.

Kennengelernt haben sich die beiden Designerinnen im Masterstudiengang Produktdesign an der Berliner Universität der Künste (UdK). Luisa Rubisch hatte vorher an der Technischen Universität Berlin Stadtplanung studiert. Rasa Weber absolvierte ihr Bachelorstudium Produktdesign an der Kunsthochschule Weißensee und der Design Academy Eindhoven. Das Projekt Urban Terrazzo war ihre gemeinsame Master-Arbeit.

Antiker Bodenbelag neu interpretiert

Als Bodenbelag gibt es Terrazzo seit der Antike. Ursprünglich verlegten ihn die Handwerker vor Ort: Kleine, oft farbige Steine oder andere Materialien wurden auf einen Estrich aufgebracht.

TFOB, Berlin Brick Gold

Nach dem Trocknen geschliffen und poliert entstand eine glatte, glänzende Oberfläche. Weil man für Terrazzo günstige und leicht verfügbare Bruch-Materialien verwenden kann, erlebte der Bodenbelag in der Nachkriegszeit eine Renaissance.

Auch Weber und Rubisch geht es um die sinnvolle Verwertung von Resten. Der Aspekt der Nachhaltigkeit war dabei für die beiden Gestalterinnen ein Schlüsselfaktor“. Im Bauschutt sehen die beiden aber auch die Spuren der alten Gebäude. Ein Stück Historie, das da auf der Mülldeponie landet. Meistens stammt das Material, das Weber und Rubisch verarbeiten, von zwei Recyclinghöfen. Einer davon ist in Berlin, der andere in der Nähe von Verona gelegen.

TFOB, Industrial Black

In Berlin sei beispielsweise viel Lausitzer Granit enthalten, auch Beton aus der Nachkriegszeit, in dem dann wiederum Ziegelsteine als Zuschlagstoff verarbeitet wurden, ein sehr bunter Beton. In Italien hingegen findet Urban Tarrazzo im Bauschutt eher Marmor, alten Terrazzo oder Terrakotta.

Für die Herstellung der Urban-Terrazzo-Produkte ließen Luisa Rubisch und Rasa Weber einen extrem festen Beton entwickeln, besonders fein und gleichzeitig hart, mit dem die Bruchstücke zu Platten gegossen werden und ermöglicht, dass sie auch Stückwerk mit einbinden können“. Die Qualität des optisch ungewöhnlichen und nachhaltigen Tarrazzo-Produktes hat sich herumgesprochen. Weber und Rubisch bekamen das Start-up-Stipendium „Creative Prototyping“ der UdK zugesprochen, gewannen unter anderem den Bundespreis Ecodesign, und sie wurden als Newcomer-Finalisten beim German Design Award 2019 des Rats für Formgebung ausgezeichnet.